#kannstdulesenoderauchnicht

Wir sind eine Generation begrenzt von Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, die die Grenzen vor allen Dingen in sich selbst findet, sich selbst auferlegt. Wofür stehen wir, wofür haben wir zu kämpfen, außer für unseren Selbstdarstellungsdrang, mehr Follower, ein cooleres Leben, nach Außen hin? Für nichts. Weltpolitik betrifft uns persönlich nicht, und da schließe ich mich nicht aus, Musik und Bewegung ist nur als solche zu verstehen, wochenendlicher Ausbruch aus unserem perfiden, banalen, unbedeutenden Leben. Alles was es gibt, ist schon dagewesen, wir reflektieren nur was es schon gab, wir reproduzieren nur Gedanken, die nicht neu sind.

Wir stehen für eine Freiheit, die nur das private betrifft, wir fühlen uns selbst unfrei, aber nur, weil es keine größere Unfreiheit gibt. Wir stehen für nichts, leben für alles, wissen nicht wohin mit uns, wissen höchstens, was wir auf den nächsten Rave anziehen, denn come as you are ist Blut auf Schnee von gestern, und eine ebenso oberflächliche Aussage, wie unser neuester Instagram-Post. Wir sind, was wir erschaffen, „Life is not about finding yourself, it is about creating yourself“, doch geht es dabei nur um das oberflächliche Ansehen unserer Selbst, Selfie-Grinsen in die Kamera, 30 Likes später gehen wir zufrieden ins Bett, am Wochenende stecken wir uns Blumen ins Haar, doch wofür, das wissen wir selbst nicht so genau.

Wir sind eine Generation gefangen zwischen Generationen, gefangen in der Digitalität, gefangen in iPhones und zwischen Likes und Spiegeln, aufgesetzter Philosophie, aufgesetztem Selbst. Es gefällt, was massentauglich ist, was dem Gros des Internets zusagt, wir sind schnurrende kleine Kätzchen, sich berauscht kauernd in Techno-Bunkern, aber nur weil wir sonst nicht wissen wohin mit uns. Und wenn wir es wissen, ist vermeintliche Freiheit nur ein Fake, Perlen vor die Säue, eigentlich interessiert sowieso niemanden, was du kannst, sondern nur, wen du kennst. Und ob du eine Meinung hast, zählt heutzutage nicht mehr, es sei denn, deine Meinung schreibt schwarze Zahlen.

Wir feiern die Freiheit, feiern uns selbst ob unserer unheimlichen Gelassenheit, coolen Outfits, gutem Musikgeschmack und Humors, der uns ja permanent und repetitiv bestätigt wird, doch sind wir dabei nur ein Abziehbildchen unserer Selbst... Authentizität? Ging verloren irgendwo zwischen Marusha und Bonnie Strange. Wir sind Social Media, wir sind Generation Praktikum, wir sind Generation Backpacker, wir sind Generation uns-stehen-alle-Türen-offen-aber-wir-finden-den-verfickten-Schlüssel-nicht, wir sind Grumpy Cat wenn keiner hinschaut und breites Grinsen für alle die es sehen wollen, wir sind ihr – und nicht wir. Wir sind ein jeder semi-populär aufgrund der Reichweite unserer täglichen Posts, und doch sind wir eigentlich niemand, in einer Zeit, in der jeden alles und nichts interessiert, wir haben uns geeinigt auf Pandas, Katzen und Einhörner, darauf, dass bunt nun Alle Farben heißt, und Konformität nun Individualität bedeutet.

Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir lieber on- statt offline leben, alles teilen, was positiv ist, alles Negative, wenn überhaupt, mit uns selbst austragen, wir haben uns darauf geeinigt, dass uns allen gefällt, was wir tun, und dass uns gefällt, oberflächlich zu sein,  nicht ohne Selbstironie, versteht sich, denn wir suchen die Aufmerksamkeit, doch brauchen wir sie nicht – alles kann, nichts muss. Ja, wir können alles, aber wir müssen nichts, und das soll die Welt ruhig mitbekommen. Die Welt, das sagte schon McLuhan, ist ein Dorf, und immer enger wird es, immer mehr die Medien zur extension of man, und so machen wir uns selbst zum Dorftrottel, stellen uns auf Podeste und Scheiterhaufen, werfen kichernd ein Streichholz ins Stroh und freuen uns über jeden Schaulustigen, der gerade ebenso wenig Auftrag hat wie wir selbst.