Sorry... but I had... life to do!


Bild: fuckyouverymuch.dk

Leben, Uni, Lebenskrisen, Umstrukturierungen, Arbeit, Schaffensprozesse aller Art, doch ungefähre zweihundertdreiundrölfzig Klicks auch in paarwöchiger Abwesenheit können nicht trügen und hier, rastlos, zehn vor zwei nachts, mein Hintern tut weh, weil den ganzen Tag schreiben und head on heavy rotation nun mal auf den Hintern zu gehen scheinen, meldet sich die Autorin, so siehts aus - sogar mit Intention! – zu Wort.

Denn auch zwischen hardcore Softporn-Sexszenen-screenings en masse und sämtlichen sonstigen Überforderungen darf man sich was auf keinen Fall nehmen lassen? Richtig. Einen Film auch mal zwischendurch, just for fun, mit größtmöglicher Abkoppelung jedweder universitärer reizüberflutender Hintergedanken, nein, nicht mal Freud!

Deswegen an dieser Stelle in aller Kürze, Filme. Fürs Kino. Für euch.
Dass Ziemlich beste Freunde es binnen einiger Wochen selbst in der letzten Provinz geschafft hat, Anklang zu finden, ist mir nicht entgangen. Dementsprechend, wofür die Empfehlung? Pro forma. Und ich gebe zu, ich bin gegen Ende eingeschlafen. Nur ein bisschen. Und das liegt nicht daran, dass er mir nicht gefallen hätte, sondern ist vielmehr der traurigen Tatsache geschuldet, dass der Trailer so viel vorwegnahm, ebenso wie begeisterte Bekannte und Nonsense-Facebookposter meinerseits. Was lernen wir daraus? Künftig zu spät ins Kino kommen, Vorschau verpassen, nur die Lagnese-Werbung mit dem knuffigen weiche-Kern-Bär, die nehm ich vielleicht noch mit. Dennoch, und natürlich, ein Film der als Underdog und französische Produktion so unglaublich viele erreicht, hat allein schon deswegen Relevanz. Hinzu kommt der von unterschwelliger Wärme getränkte pechschwarze Humor und die ruhige Anti-Amerikanische Inszenierungsweise. Und damit einhergehend die Frage, ob Arthouse denn jetzt Mainstream wird und was dann die neue Abgrenzung zum Mainstream und ...

Sprechend davon, hoch gehandelt, zurecht Globe-Gewinner und wundervolle Reminiszenz Schrägstrich Hommage an das Stummfilmkino: The Artist. Nachdem ich ja schon letztes Jahr geschrieben hatte über The Mountain, der sich in alte Tradition einreiht, dabei aber weniger an die Öffentlichkeit gelang, nun: Ein schwarzweißer Stummfilm über einen Stummfilmstar, der sich weigert, Tonfilme zu machen. Filmreflexivität per excellence, nicht zuletzt in einer Szene, in der der Protagonist davon träumt, plötzlich überall Ton wahrzunehmen, nur selbst eben keinen solchen herausbringt. Und auch der Hund, der quasi tragende Nebenrolle in seinen Filmen hat im Film, kommt nicht zu kurz. Im eigentlichen Film. Kurzum, in einer Zeit, in der Stummfilme mehr gemieden denn gesehen werden, ein Experiment, dass es sich allemal zu sehen lohnt, auch in Anbetracht der Selbstbetrachtung des rezeptiven Prozesses. Denn es sitzt sich auf jeden Fall ungewohnt anders im Saal. Und das Kauen der Nachos kam mir unheimlich laut vor. Ungeachtet dessen: umwerfende, 30er-Jahre-Charisma-versprühende Darsteller, im Film wie im Film im Film, von der Ästhetik ganz zu schweigen, wir dürfen gespannt sein auf die Oscarverleihung.

Last but not least, ein Vorausblick auf Steve McQueens The Shame (Ab 1. März), der in Venedig schon für aufsehen sorgte und gleichwohl bedrückend wie steril  und desillusionistisch ist. Brandon, verkörpert von Michael Fassbender, ist der 2011er Ableger von American Psycho Patrick Bateman – genauso gestört, ähnlich pervers – aber „nur“ auf sexueller Ebene, das Morden bleibt aus. Und das reicht auch schon, um das unterkühlte entindividualisierte und emotionslose Dasein eines New Yorker Geschäftsmannes zu zeichnen, der mit seinem Leben nicht klar kommt. Und ob er das wird, oder ob es wie in American Psycho mit einem „No exit“ endet, davon überzeugt ihr euch lieber selbst.

Gerade findet die Berlinale statt. Noch ohne mich dieses Jahr. 

Mein Hintern und ich, wir haben nämlich wahnsinnig viel zu tun diese Woche. Und gehen jetzt schlafen.