Wenn
Menschen zwei Block (oder auch insgesamt fünf Ecken) ums Kino Schlange stehen
und am Eingang Banderas grinst, dann heißt das: Premiere des neuen
Almodóvar-Films. Denn Almodóvar, das ist It-Synonym für „Ich schaue
Arthouse-Kino und bin voll Anti-Mainstream“. Gefüllte Kinosäle weltweit können
aber nicht täuschen, denn Pedro Almodóvar ist Garant für gute und vor allem
andersartige Unterhaltung.
Andersartig,
weil der Spanier es für gewöhnlich schafft, auch schwere Themen mit einer gewissen
Leichtigkeit und ironischem Unterton zu vermitteln. Transgendering und
menschliche Randgruppen sind vornehmlich Themen, mit denen er arbeitet. In
seinem neuen, in Cannes schon viel gerühmten Film „The Skin I live in“ (La piel
que habito), kommt dem noch eine Prise Science-Fiction hinzu. Düsterer ist er,
perverser sogar, als üblich, verlauten einige Stimmen. Robert Ledgard (Antonio
Banderas) ist Chirurg, seit dem tragischen Unfall seiner Frau, bei dem sie bis
zur Unkenntlichkeit verbrannte und sich ob der Verbrennungen das Leben nahm,
versessen darauf, eine bessere, widerstandsfähigere Haut genetisch
herzustellen. Er gibt vor, sein neues Verfahren an Mäusen zu testen, was er
aber verbirgt ist, dass er in seinem High-Tech-überwachten Haus die ominöse Schönheit
Vera (Elena Anaya) eingesperrt hält.
Was
Verlust geliebter Menschen mit uns machen kann, in welche Abgründe die Trauer
führen kann, ist Thema des Films. Denn auch seine Tochter verliert Ledgard,
die, psychisch gestört, letztlich aus dem Fenster springt, gleich ihrer Mutter.
Eiskalt und mit schwarzem Humor getränkt gibt Banderas den Arzt, der sich am
vermeintlichen Vergewaltiger seiner Tochter rächen will und aus dem Versuch
heraus seine eigene Gebrochenheit zu kompensieren, das Ebenbild seiner gestorbenen
Frau aufrecht erhält.
Doch
wer ist sie? Und warum hält er sie gefangen? Was ist das für ein seltsames
Spiel von Beobachtung, sich beobachten lassen, Voyeurismus? Sado-Masochismus
vielleicht sogar? Warum versucht Vera sich immer wieder zu töten? Und wo zur
Hölle kommt auf einmal der Tiger her? Es wäre kein Almodóvar-Film, wenn sich
nicht einige Plot-Twists finden ließen. Verraten sei vorab nur soviel:
natürlich scheitert Ledgard. Denn aus seiner Haut heraus, Überwinden, das kann
er nicht.
Im Kino ab 20.10.2011
Im Kino ab 20.10.2011
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