Die zweite Vorstellung von Jan Fehses "Jasmin" beim Filmfest München. Der Abspann läuft und es ist mucksmäuschenstill im Saal. Die Anspannung des Publikums ist geradezu greifbar, dann: Applaus für den anwesenden Regisseur sowie die Schauspielerinnen.
Ein Film, gedreht in nur fünf Tagen, jede der Szenen in Echtzeit, die Handlung reduziert auf den Dialog zweier Frauen. Anne Schäfer spielt die Kindsmörderin Jasmin, die ihren Selbstmordversuch überlebt hat und nun ihr Leben und die Tat für das psychologische Gutachten von Dr. Feldt (Wiebke Puls) rekapitulieren muss. Sie erzählt von ihrer Kindheit, dem Vater, der starb als sie sechs war, und der Mutter, die ihr die Schuld dafür gab. Von ihrer Jugend, der ersten Liebe, ihrer Tochter. Und jedes Mal, wenn sie von ihrem Vater oder der Tochter Franziska spricht, ist eine Wärme und Liebe in ihren Augen, die man bei der Schwere der Tat nicht vermuten könnte. Dann kippt ihre Stimmung wieder, und sie schwankt hin und her zwischen weinen und hektischem, verwirrten Blick.
Überhaupt spielt Anne Schäfer unheimlich eindringlich und ist jede Minute des Films präsent. Das Zwischenspiel beider Frauen, der einen, die gebrochen ihr kaputtes Leben darlegt und der anderen, die neugierig hinterfragt, führt in der Aufarbeitung dazu, dass der Zuschauer versteht: "Das kann jedem passieren." Man bleibt mit einem beklemmten Schaudern zurück.