„Das sind meine Juden!“



Ruft Leopold Socha (Robewrt Wieckiewicz) den staunenden Passanten zu, die gerade Zeuge werden, wie ein blasser und verdreckter Mensch nach dem Anderen aus dem Gully nach oben gezogen wird. „Seine Juden“, das sind ein dutzend, derer Leben er rettete, indem er sie versteckte in den Kanälen Lvovs. Vierzehn Monate „In Darkness“, so gleichnamiger Film von Agnieszka Holland, der gestern Weltpremiere auf dem tiff in Toronto feierte.


Schindlers Liste meets der Pianist, aber Underground. Und der große Unterschied zwischen Socha und Schindler ist auch, dass Socha nicht etwa helfen will, weil er ein besonders guter Mensch ist, oder Judenfreund. Er stößt nur zufällig auf die Juden und merkt, dass er an ihrer Rettung verdienen könne. Nahrung, jedenfalls so viel und unauffällig wie möglich, und Schutz gegen Geld. Im Laufe des Films scheint sich seine Motivation jedoch zu ändern: als das Geld sich dem Ende neigt, hilft er trotzdem weiter. Er riskiert sein Leben, das seiner Familie und seine Ehe. Zurecht kann er also am Ende stolz sein „Werk“, „seine Juden“ dem Tageslicht präsentieren.

Das Sujet Krieg, Holocaust, Rettung, Opfer, ist sicher kein neues, aber dennoch verliert es nie an Aktualität. Es wird noch viele Filmemacher geben, die sich ihm widmen werden, denn vergessen werden darf nie. Leider vermag dieser Film aber nicht so sehr zu affektieren wie es zum Beispiel „Der Pianist“ tat. Liegen könnte das vielleicht an zu geringer Psychologisierung der Charaktere, immerhin sind es 12 Menschen, die da gerettet werden. Am nahsten kommt man noch Mundek Margulies (Benno Fürmann) und Klara Keller (Agniewszka Grochowska), zwischen denen sich eine Liebesgeschichte anbahnt. Auch er riskiert sein Leben für sie, indem er in ein Arbeitslager geht, um nach ihrer Schwester zu sehen. Er kehrt wieder, die Schwester bleibt erschossen zurück.

Das sind Momente, die eigentlich berühren sollten, den Zuschauer mit dem Schicksal mitleiden lassen. Dass dies irgendwie nicht ganz gelingt, mag nun an den Figuren liegen, an der Nüchternheit der Kamera, oder vielleicht sogar an mittlerweile eintretender Überreizung von Kriegsfilmen. Tarantino schließlich, ließ Hitler schon vor zwei Jahren im Kino sterben.

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